Schwangerschaftsabbruch, Sternenkinder & neue Hoffnung – Zwei Bücher über Trauer, Schuld und Heilung
Was geschieht, wenn ein Kind im Mutterleib nicht gesund ist? Wie geht das Leben weiter nach einem medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch oder einer Fehlgeburt? Und wie kann Hoffnung nach dem Verlust wieder wachsen?
Die Autorin Sandra Wiedemann hat zwei eindrucksvolle Bücher geschrieben, die sich mit genau diesen Fragen beschäftigen und einen Raum schaffen für Trauer, Verarbeitung, spirituelle Fragen und neue Hoffnung:
👉 "Am Ende aller guten Hoffnung – Sterbehilfe im Mutterleib?" 👉 "Zurück zum guten Bauchgefühl – Folgewunder als Seelenretter?"
Beide Bücher sind wichtige Begleiter für Eltern, die einen vorgeburtlichen Verlust erlebt haben – und auch für Fachpersonen wie Hebammen, Therapeut:innen oder Coaches, die Menschen in dieser Zeit unterstützen.
„Am Ende aller guten Hoffnung“ – Schwangerschaftsabbruch und Trauer
Dieses bewegende Buch widmet sich einem Thema, das oft tabuisiert wird: dem medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch. Sandra Wiedemann beschreibt die Grenzerfahrungen, ethischen Konflikte und tiefen emotionalen Spuren, die entstehen, wenn Eltern sich entscheiden müssen, ein gewünschtes Kind nicht leben zu lassen.
Mit großer Ehrlichkeit und Mitgefühl beleuchtet sie die Komplexität dieser Entscheidungen – und ermutigt Leser:innen dazu, alte Urteile zu hinterfragen und neue Perspektiven einzunehmen.
„Zurück zum guten Bauchgefühl“ – Mut und Zuversicht in der Folgeschwangerschaft
Das zweite Buch knüpft an die Erfahrungen nach dem Verlust an: Wie gelingt es, wieder zu vertrauen? Wie lassen sich Angst, Schuld und Hoffnung in der nächsten Schwangerschaft vereinen?
Sandra Wiedemann beschreibt anschaulich ihren Weg durch eine sogenannte Folgeschwangerschaft und spricht über die psychischen und spirituellen Aspekte, die damit verbunden sind. Ein Buch, das zeigt: Heilung ist möglich, ohne zu vergessen.
Interview mit Sandra Wiedemann: Trauer, Hoffnung und Heilung
Die Themen, die Sandra Wiedemann in ihren Büchern behandelt, berühren tief. Im folgenden Interview spricht sie über ihre eigene Geschichte, was ihr Halt gegeben hat – und warum sie heute mit einer inneren Kraft weitergeht.
1. Sandra, wie ging es dir emotional beim Schreiben deiner beiden Bücher? Gab es Momente, in denen du gezögert hast, weiterzuschreiben – und wenn ja, was hat dir geholfen, dranzubleiben?
Das Schreiben war emotional sehr herausfordernd und hat mich alles noch einmal durchleben lassen. An ganz schlechten Tagen konnte ich nicht schreiben, sondern nur dann, wenn ich psychisch einigermaßen stabil war. Gleichzeitig war es wie eine Art Therapie: Ich konnte mir alles von der Seele schreiben und es so besser verarbeiten.
Ich glaube, es ist wichtig, keine Gefühle zu verdrängen – sie holen einen sonst früher oder später wieder ein.
Was mir geholfen hat, dranzubleiben, war ein Versprechen an mich selbst, an meinen Mann – und an Angel Marie. Schon als Kind habe ich leidenschaftlich gern geschrieben, aber nie den Mut gehabt, etwas zu Ende zu bringen.
Als wir in der Klinik waren und auf den Abbruch warteten, hatte ich eine spontane Eingebung und sagte zu meinem Mann: „Darüber werde ich schreiben. Dieses Buch bringe ich zu Ende.“
Und tatsächlich: Beim ersten Verlag, bei dem ich angefragt habe, bekam ich innerhalb von zwei Tagen eine Zusage.
2. Was war dein größter Wunsch, als du begonnen hast, deine Geschichte mit anderen zu teilen? Was möchtest du Sternenmamas mit deinen Büchern mitgeben?
Mein größter Wunsch war, dass andere von meiner Entscheidung erfahren – und zwar mit allen Details. Ich wollte nicht mein Leben lang mit einem „schmutzigen Geheimnis“ leben, sondern erklären, wie schwer diese Entscheidung war und wie sehr man dabei leidet und mit sich kämpft.
Ich wollte Vorurteilen entgegenwirken und Verständnis schaffen – gerade weil ich selbst früher dachte, eine Abtreibung käme niemals infrage. Und dann war ich plötzlich selbst in dieser unvorstellbaren Situation.
Betroffenen Frauen möchte ich zeigen: Du bist nicht allein. Deine Gefühle sind normal. Es gibt viele, denen es ähnlich geht – auch wenn dieses Thema in der Gesellschaft tabuisiert wird.
Und ich wollte meine Geschichte dokumentieren – um später nicht zu zweifeln, ob alles vielleicht doch hätte gut ausgehen können.
3. In deinen Büchern spürt man sehr viel Mut und Ehrlichkeit – was hat dir persönlich am meisten geholfen, nach dem Verlust wieder Vertrauen zu fassen?
Es war eine Session mit meiner spirituellen Freundin Manu, in der wir Kontakt zu Angel Maries Seele aufgenommen haben. Ich bekam Antworten auf meine drängendsten Fragen – und in Aussicht gestellt, dass ihre Seele in einem neuen Körper zu uns zurückkommen würde.
Und tatsächlich: Gut zwei Monate später wurde ich wieder schwanger.
4. Wie bist du mit den Ängsten in deiner Folgeschwangerschaft umgegangen? Gab es bestimmte Gedanken, Rituale oder Unterstützungen, die dir Sicherheit gegeben haben?
Ich habe mir immer wieder diese Session mit Manu ins Gedächtnis gerufen. Sie hat mir geholfen, innerlich zu wissen: Dieses Mal bleibt sie bei uns.
Auf zusätzliche Untersuchungen habe ich verzichtet – auch wegen der Risiken. Ein wichtiger Wendepunkt war der Feinultraschall in der Schwangerschaftsmitte. Damals war es genau dieser Moment, in dem bei Angel Marie die Fehlbildungen entdeckt worden waren – diesmal war alles unauffällig. Danach hatte ich kaum noch Angst.
5. Gab es etwas, das du dir damals von deiner Umgebung gewünscht hättest – von Freunden, Familie oder auch medizinischem Personal?
Viele Menschen haben mich wirklich unterstützt. Aber es gab auch gegenteilige Erfahrungen – besonders im medizinischen Bereich.
Ein Professor in der Pränataldiagnostik sprach ohne jede Empathie das „Urteil“ über unsere Tochter und ließ uns dann einfach allein. Ich wünsche mir, dass medizinisches Personal sich bewusst macht: Hinter jeder Diagnose steht ein Mensch mit Gefühlen.
Und für das persönliche Umfeld gilt: Bitte habt Nachsicht. Mütter, die ihr Kind verlieren, befinden sich in einer unbeschreiblichen Ausnahmesituation. Sie stehen oft neben sich. Verurteilt sie nicht, auch wenn ihr manches nicht nachvollziehen könnt. Sie haben gerade genug mit sich selbst zu tun.
6. Wie hat sich dein Blick auf das Thema Trauer verändert – durch deinen eigenen Weg und das Schreiben darüber?
Mein Glaube ist heute stärker als je zuvor. Ich bin überzeugt, dass der Tod nicht das Ende ist – und dass wir mit der „anderen Welt“ verbunden sind.
Es gab viele magische Erlebnisse rund um Angel Maries Verlust und die Folgeschwangerschaft. In besonders dunklen Momenten fühlte ich mich oft getröstet – als wäre sie bei mir.
Seit ich mein Folgewunder habe, spüre ich weniger den Drang, auf den Friedhof zu gehen. Ihre Seele, davon bin ich überzeugt, ist längst wieder bei uns.
7. Was würdest du Frauen sagen, die sich gerade noch nicht vorstellen können, wieder zu hoffen oder zu vertrauen?
Ein Zitat von Václav Havel bringt es für mich auf den Punkt:
„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal wie es ausgeht.“
Für mich war es wichtig, diesen Sinn zu erkennen, um nicht daran zu zerbrechen.
Ich würde jeder Frau raten: Hör auf dein Herz. Vertraue deinem Körper. Er weiß, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Ich persönlich hätte am liebsten sofort wieder ein Kind empfangen – Verhütung hätte sich für mich einfach falsch angefühlt.
8. Und zum Schluss: Gibt es einen Satz oder ein Bild, das dich bis heute begleitet – vielleicht wie eine innere Kraftquelle?
Das Lied „When you believe“ von Whitney Houston und Mariah Carey. Ich habe es im Auto laut mitgesungen – das hat mir ein feierliches Gefühl und Zuversicht gegeben.
Und die kleine Rose auf Angel Maries Grab. Immer wenn sie Knospen hatte, sagte ich mir: Jetzt werde ich bald wieder schwanger sein. Und genauso war es.
Ich habe eine Blüte getrocknet und sie als Symbolfoto in mein zweites Buch aufgenommen.
Sandra Wiedemann hat mit ihren beiden Büchern nicht nur ihre eigene Geschichte erzählt, sondern vielen anderen eine Stimme gegeben. Ihre Worte ermutigen dazu, sich mit Schuld, Schmerz, Trauer und neuer Hoffnung auseinanderzusetzen – ehrlich, empathisch und spirituell offen.
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